Rubikon-Newsletter der Kalenderwoche 43/2022
Rubikon ist das Magazin für die kritische Masse. Wir berichten über das, was in den Massenmedien nicht zu finden ist. Anbei übersenden wir Ihnen die Übersicht unserer Artikel der letzten 7 Tage.
Inhaltsverzeichnis
- Roland Rottenfußer: Chronik einer Hasskampagne
- Ulrike Guérot: Das Vorbild
- Elisa Gratias, Jens Wernicke: Dem Schmerz ein Zuhause geben
- Mario Spiz: Der innere Machtkampf
- Kerstin Chavent: Die Lebensschule
- Rubikons Weltredaktion: Twitter als Waffe
- Michael Meyen: Kritik als Propaganda
- Ronny Ebel: Parieren geht über Studieren
- Ulrich Falke: Das Freiheitsschlusslicht
- Tom-Oliver Regenauer: Vorboten von Dystopia
- Christfried Preußler: Die Monokultur-Mafia
- Toralf Laibtzsch: Meinungskrieg gegen den Frieden
- Ronny Ebel: Akademischer Lichtblick
- Bertram Burian: Apokalypse per Knopfdruck
- Roberto J. De Lapuente: Das Gesicht des Totalitarismus
- Heinrich Leitner: Tyrannen im Weißkittel
- Caitlin Johnstone: Der unerwünschte Frieden
- Thomas Eblen: Der unsichtbare Feind
- Christoph Lövenich: Das Tanzbein der Freiheit
- Flavio von Witzleben: Das Blackout-Szenario
- Christian Kreiß: Des einen Leid
- Timm Koch: Krieg und Biodiversität
- Roberto J. De Lapuente: Das Ende der Doppelmoral
- Nicolas Riedl: Flaggen im Wind
Chronik einer Hasskampagne
Wer das Ende der Demokratie noch verhindern will, muss jetzt nachtragend sein und das Corona-Unrecht aufarbeiten — Marcus Klöckner und Jens Wernicke tun dies mit ihrem neuen Buch.
am Samstag, 22. Oktober 2022, 15:59 Uhr von Roland Rottenfußer
Ist der Alltag für Sie in den letzten Jahren „unangenehmer“ geworden? Hatten Sie das Gefühl, dass Menschen „mit dem Finger“ auf Sie zeigten und Sie „raus aus dem gesellschaftlichen Leben“ waren? Beschimpfte man Sie als „Deppen“, „Bekloppte“ oder „ultra-asoziale Vollidioten“? Hat man Ihnen zur Last gelegt, die Mehrheit mit Ihrer Minderheitenmeinung zu „tyrannisieren“? Wenn das so war, dann kann es sein, dass Sie zur Gruppe der Ungeimpften gehören. Sie wurden dann spätestens seit Herbst 2021 vermutlich zum Opfer einer in der Nachkriegsgeschichte bisher nicht dagewesenen Hexenjagd. Alle Dämme der Höflichkeit und demokratisch gepflegten Toleranz brachen, und ein Sturzbach wüster Beschimpfungen ging auf jene nieder, die sich dem herrschenden Narrativ widersetzten. Heute hat sich der Rauch der großen Meinungsschlacht teilweise wieder verzogen. Auf eine Entschuldigung vonseiten derer, die damals wüteten, wartet man jedoch bis heute vergebens. Die meisten verstehen nicht, dass sie zu Akteuren und Mitläufern eines perfiden Großangriffs auf Freiheit und Menschenwürde geworden sind. Oder sie stellen sich auf den Standpunkt: „Wenn ich’s nicht zugebe, war es auch kein Fehler.“ Gerade wegen dieser verbreiteten Haltung der Verleugnung und Verdrängung müssen den Verantwortlichen ihre verantwortungslosen Sätze von damals jedoch wieder und wieder vor Augen gehalten werden. Denn nicht, wenn Fehler gemacht werden, bedeutet dies das Ende der Demokratie, sondern wenn ein Gemeinwesen im Nachhinein nicht die Kraft zur Aufarbeitung und zur Umkehr findet. Marcus Klöckner und Jens Wernicke haben in ihrem neuen Buch „Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen“ mit großem Sammlerfleiß die verbalen Fehltritte von Politikern, Journalisten und Prominenten in der heißen Phase der Coronakrise dokumentiert. Diese werden scharfsinnig und vor dem Hintergrund eines untrüglichen demokratischen Gewissens analysiert. Dabei bringen die Autoren auch einen Begriff ins Spiel, den viele — weil zu unbequem — am liebsten aus der Debatte heraushalten wollen: Faschismus.
Das Vorbild
Boris Vian sang nach dem Zweiten Weltkrieg ein Loblied auf den Deserteur, in dem er diesen vom Stigma befreite, ein feiger Fahnenflüchtling zu sein.
am Samstag, 22. Oktober 2022, 15:58 Uhr von Ulrike Guérot
Das zweite Lied, das Ulrike Guérot unbedingt bei den Friedenssongs dabeihaben wollte, ist „Le Déserteur“ von Boris Vian. Dieses Chanson ist ein französisches Kultlied aus dem Jahr 1954, in dem der Schriftsteller mit einfachen Worten die Gräuel des Krieges beschreibt. Viele berühmte Sänger haben es interpretiert, zum Beispiel auch Joan Baez, die hier mit einem anderen Friedenssong vertreten ist. Es ist jenes Lied, mit dem das hölzerne Schweigen der Nachkriegsgeneration in Frankreich über das absurde Kriegsgeschehen im Zweiten Weltkrieg durchbrochen wurde. Ein Text zur Aktion Friedensnoten.
Dem Schmerz ein Zuhause geben
Emotionale Verletzungen, die nicht anerkannt und verarbeitet werden, beeinträchtigen unser soziales Zusammenleben — Heilung geschieht, wenn wir mit Liebe die Seelen von Menschen berühren.
am Samstag, 22. Oktober 2022, 15:57 Uhr von Elisa Gratias, Jens Wernicke
„Eine Revolution, die nicht im Inneren stattgefunden hat, kann auch im Äußeren nicht gelingen“, sagt der Soziologe und Psychoanalytiker Dieter Duhm. Wünscht sich heutzutage überhaupt noch jemand eine Revolution? Oder sind die meisten schon zufrieden, wenn die Dinge so bleiben, wie sie sind? In einem scheinen sich die meisten Menschen einig zu sein: Die Zukunft verheißt nichts Gutes. Dabei verlieren wir aus dem Blick, dass dies nicht so sein muss. Kriege und Umweltzerstörung sind menschengemacht. Das heißt, sie können auch von Menschen verhindert werden. Nur lautet die große Frage: Warum machen Menschen das? Eine mögliche Antwort: Weil sie ihren Schmerz verdrängen und damit auch ihr Mitgefühl. Das Problem daran: In einer immer kälter und unempathischer werdenden Welt, in einer Welt, die von Abstraktionen und kalter Vernunft regiert wird und selbst Ärzte und Therapeuten ihre Klienten oftmals wie zu verwaltende Objekte behandeln, gibt es auch kaum mehr Orte der Heilung. Orte der Geborgenheit, an denen man weinen, sich Leid und Tränen ergeben und hierdurch wieder weich und mitfühlend, ja, endlich „wirklich man selbst“ zu werden vermag.
Der innere Machtkampf
Eingefleischte Gewohnheiten lähmen unsere Motivation, etwas Entscheidendes zu verändern — doch das Thema ist gesellschaftlich tabuisiert.
am Samstag, 22. Oktober 2022, 15:00 Uhr von Mario Spiz
Wir starren wie gebannt auf die sich häufenden Weltkatastrophen und auf das Fehlverhalten des einen oder anderen Politikers. Dabei bleibt unsere Aufmerksamkeit im Außen, und wir sehen nicht, wie weit wir selbst unbewusst mit diesen negativen Entwicklungen kooperieren. Fest verankerte Denk- und Verhaltensmuster, die uns aus dem tiefsten Inneren heraus täglich leiten und deren komplexen Manipulationen wir uns unbewusst unterwerfen, kommen in der politischen und medialen Debatte praktisch nicht vor. Und dies, obwohl die Basisprogramme fest verankerter Gewohnheiten in schwierigen Zeiten an Einfluss zunehmen und regelrecht Öl ins Feuer gießen. Dennoch werden sie selbst in den psychosozialen Wissenschaftszweigen nicht als lohnendes Forschungsfeld erkannt. Eine brisante Lücke, die gefüllt werden sollte.
Die Lebensschule
Gemeinsame Projekte stehen und fallen mit der Bereitschaft des Einzelnen, sich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen.
am Samstag, 22. Oktober 2022, 14:00 Uhr von Kerstin Chavent
Isoliert gehen wir unter. Nur gemeinsam kommen wir weiter. So lautet ein geflügeltes Wort. Doch damit wir es zusammen schaffen und individuelle Befindlichkeiten nicht das großartigste Projekt zum Scheitern bringen, muss der Einzelne bereit sein, zunächst an sich selbst zu arbeiten. Wir können nicht mit anderen teilen, was wir nicht haben. Um also das Beste von uns geben zu können, müssen wir gewissermaßen durch unsere schwachen Seiten hindurchgehen. So erfahren wir, dass der eigentliche Motor unserer Entwicklung nicht unsere Stärke ist, sondern die mutige Anerkennung unserer Schwächen.
Twitter als Waffe
Im Informationskrieg ist das Schlachtfeld unser Verstand — auf der Plattform Twitter wird diesem besonders übel mitgespielt.
am Freitag, 21. Oktober 2022, 17:00 Uhr von Rubikons Weltredaktion
Twitter wird gern als harmloses Gezwitscher für nur mäßig Intelligente abgetan, deren Aufmerksamkeitsspanne über ein paar kurze Sätze nicht hinausgeht. Eine solche Auffassung wäre aber naiv. Längst wurde der Nachrichtendienst zu einer wirksamen Waffe, schnell und effektiv, geeignet, Meinungs-Mobs in Echtzeit zu organisieren, Themen zu setzen, Menschen zu hypen oder sie zu zerstören. Die Werkzeuge der Kommunikationsmaschine wurden in den letzten Jahren noch einmal beträchtlich nachgeschärft. Wer twittert, muss sich daher jederzeit bewusst sein, dass er — so harmlos seine Tweets inhaltlich auch sein mögen — stets die Macht der Plattform stärkt und damit eine mächtige Cyberwaffe zu schmieden hilft. Der Twitter-User bedient sich dabei nicht nur eines Produkts, seine Gedanken und Gefühle sind das Produkt.
Kritik als Propaganda
Richard David Precht und Harald Welzer haben die Grenzen der zulässigen Medienschelte markiert.
am Freitag, 21. Oktober 2022, 16:00 Uhr von Michael Meyen
Von null auf eins in drei Sekunden: Das Thema Journalismus ist inzwischen bestsellertauglich — erst recht, wenn auf dem Cover zwei prominente Namen stehen und eine These, die selbst bei den härtesten Kritikern anschlussfähig ist. „Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist.“ Das Buch „Die vierte Gewalt“ schont die Leitmedien nicht und ist dort ganz folgerichtig mit Kopfschütteln quittiert worden. Den Elefant im Raum wollen Precht und Welzer aber nicht sehen. Schlimmer noch: Sie sagen ausdrücklich, dass es ihn nicht gibt, und decken so einen Journalismus, der längst zum Sprachrohr der Regierung geworden ist. Eine Rezension von Michael Meyen, Autor des Spiegel-Bestsellers „Die Propaganda-Matrix“.
Parieren geht über Studieren
Die Corona-Maßnahmen begleiten uns schon mehr als zwei Jahre, doch wer darüber Diskussionen führen möchte, muss selbst an einer Uni mit großem Druck rechnen.
am Freitag, 21. Oktober 2022, 15:00 Uhr von Ronny Ebel
Gewiss, die akademische Freiheit ist in Deutschland, dieser Vorzeigenation der „freien Welt“, gesichert. Diskussionen sind möglich, solange man sie nicht mit den falschen Personen am falschen Ort führt. Eine Universität entschied, dass die Professoren Stefan Homburg und Ulrike Guérot nicht zum Kreis der „Personae gratae“ gehören. Auch wenn niemand so genau erklären kann oder will, was an diesen beiden Gästen auszusetzen wäre. Die offizielle Begründung der Universität steht dabei ihren eigenen Leitlinien entgegen.
Das Freiheitsschlusslicht
Deutschland will als einziges Land Europas die Virus-Hysterie auf Teufel komm raus verlängern — und „produziert“ hierzu eine erstaunlich hohe Zahl an Corona-Fällen.
am Freitag, 21. Oktober 2022, 14:00 Uhr von Ulrich Falke
In ganz Europa wurde die Coronapandemie für beendet erklärt. Ganz Europa? Nein, ein gar nicht so kleines Land in der Mitte des Kontinents leistet der Vernunft und der überall spürbaren Befreiung tapfer Widerstand. Unter dem Dirigat des Repressions-Einpeitschers Karl Lauterbach zeigt sich die Führungsschicht des Landes unbelehrbar — selbst das Votum des sonst als Halbgott verehrten US-Präsidenten Joe Biden ändert daran nichts. Man traut den Deutschen einfach nicht die demokratische Reife zu wie etwa den Türken oder Amerikanern. Noch immer hält man am Bild des „Kindbürgers“ fest, der einer Intensivbetreuung durch die väterliche Staatsmacht bedarf. Die passenden Inzidenzzahlen dazu finden sich offenbar auf rätselhafte Weise immer noch. Jeder fünfte Corona-Fall weltweit wird derzeit in Deutschland generiert. Sind wir wirklich eine derart kränkelnde Gesellschaft, oder handelt es sich um Statistik-Tricks?
Vorboten von Dystopia
Die Zeichen stehen immer unübersehbarer auf Weltkrieg — es ist jetzt an der Zeit, dass die Gräben zwischen den Menschen überbrückt werden, um den globalen Albtraum abzuwenden.
am Donnerstag, 20. Oktober 2022, 17:00 Uhr von Tom-Oliver Regenauer
Eine Eskalation jagt die nächste. In der Ostsee werden Pipelines sabotiert, Moskau erklärt die umkämpften Regionen der Ukraine offiziell zu russischem Staatsgebiet, Kiew unterschreibt einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft. Angesichts dieser Kettenreaktion stellt sich folgende Frage: Intensivieren diese Ereignisse nur die anhaltenden geoökonomischen Konflikte — oder deutet die kontinuierliche Eskalationsspirale darauf hin, dass wir uns am Vorabend eines dritten Weltkrieges befinden?
Die Monokultur-Mafia
Ein Molekularbiologe wurde Opfer einer weltweiten Diffamierungskampagne, nachdem er die katastrophale Wirkung des Monsanto-Pestizids „Roundup“ nachwies.
am Donnerstag, 20. Oktober 2022, 16:00 Uhr von Christfried Preußler
Das globale System der industrialisierten Landwirtschaft ist ein Desaster. Profiteure sind die multinationalen Konzerne und die hinter ihnen stehenden Kreise. Für alle anderen, für die Bauern, für die sich ernährenden Menschen, für das Ökosystem, ist dieses System eine Katastrophe. Man kann die Frage stellen, weshalb nicht schon längst eine dezentrale bäuerliche und biologische Landwirtschaft auf der ganzen Fläche verwirklicht wurde. Um das zu verstehen, muss man sich von der Überzeugung verabschieden, dass die gesellschaftlichen Einrichtungen — die Politik mit Legislative und Exekutive, die Jurisdiktion, Zulassungs- und andere Behörden, die Wissenschaft und nicht zuletzt die Medien — dem Gemeinwohl dienen.
Meinungskrieg gegen den Frieden
Dem Vertrieb des Buches „Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen“ wurden bereits lange vor dem Ukraine-Russland-Krieg Steine in den Weg gelegt.
am Donnerstag, 20. Oktober 2022, 15:00 Uhr von Toralf Laibtzsch
Zwei Dutzend prominente Autoren hatten sich zusammengefunden, unter ihnen Politiker aus unterschiedlichen Lagern, Diplomaten, Wissenschaftler, Generäle, Musiker, Schriftsteller, Publizisten, Journalisten. Alle verband die große Sorge vor einem Krieg und die Sehnsucht nach einem Richtungswechsel im Umgang mit Russland. Ihre Beiträge verstanden sie als „Aufruf für eine neue Friedenspolitik“. Dass sie ungehört blieben, wissen wir inzwischen. Der nachfolgende Artikel soll neugierig machen auf ein äußerst lesenswertes Buch. Und er zeigt zugleich die ganz persönliche Erfahrung des Autors beim Kauf des Buches, speziell mit Amazon und den Rezensionen auf dieser Plattform.
Akademischer Lichtblick
An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster findet eine Ringvorlesung statt, die sich kritisch mit der Rolle der Universitäten in der Coronakrise auseinandersetzt.
am Donnerstag, 20. Oktober 2022, 14:00 Uhr von Ronny Ebel
Das Leitbild beinahe jeder Hochschule besagt, dass alle willkommen seien. Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Vielfalt würden das Campusleben prägen. Das Gegenteil ist seit der „Coronakrise“ der Fall. Hochschulen zwangen den Studenten im vorauseilenden Gehorsam politische Vorgaben auf, ohne auf deren Nutzen oder Schaden zu achten. Wer nicht mitmachte, musste im wahrsten Sinne des Wortes draußen bleiben. Die Schäden, die diese Maßnahmen angerichtet haben, sind heute klar dokumentiert. Und die Aufarbeitung läuft nur sehr schleppend an. Es gibt nur wenige Veranstaltungen, die überhaupt die Rolle der Hochschulen und somit auch der Wissenschaft seit März 2020 beleuchten. Aber manche gibt es — und sie laufen bereits.
Apokalypse per Knopfdruck
Immer unverhohlener drohen beide Seiten mit dem Atomwaffeneinsatz — es scheint nicht mehr sicher, dass die nukleare Vernichtung abgewendet werden kann.
am Donnerstag, 20. Oktober 2022, 13:00 Uhr von Bertram Burian
Die Russische Föderation droht mit dem Einsatz von Atomwaffen in Europa, wenn ihr Territorium angegriffen wird. Volksabstimmungen der lokalen Bevölkerung haben nach sehr schnell organisierten Wahlgängen Teile der Ukraine, wie sie aus der Auflösung der Sowjetunion hervorgegangen ist, an Russland angebunden. So sollen ein geordnetes Leben und Schutz der lokalen großteils russischsprachigen Bevölkerung erreicht und der Frieden erzwungen werden. An die Adresse der NATO soll das wohl heißen: Schluss jetzt — jetzt geht es um unser Territorium! Damit ist der Einsatz von Atombomben möglicher geworden, auch wenn der russische Außenminister Lawrow betont, dass die russische Nukleardoktrin ausschließlich Antworten auf eine existenzielle Bedrohung Russlands vorsieht.
Das Gesicht des Totalitarismus
Der ukrainische Präsident Selenskyj wurde gleich zu Beginn der Buchmesse in Frankfurt zugeschaltet, sein Gesicht ist überall präsent, man entkommt ihm nicht — so muss sich Totalitarismus anfühlen.
am Mittwoch, 19. Oktober 2022, 17:00 Uhr von Roberto J. De Lapuente
1984-Feeling gab es auf der Buchmesse in Frankfurt am Main. Zu Beginn der Veranstaltung wurde der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj live zugeschaltet. Was dieser mit Büchern zu tun hat, weiß niemand so recht. Letztlich ging es mal wieder — wie so häufig dieser Tage — um die viel beschworene Haltung. Ein Entrinnen aus dieser omnipräsenten Propaganda-Show ist kaum möglich. Man ist ihr mindestens passiv ausgesetzt. Die Buchmesse ist aber nur das neueste von unzähligen Beispielen. Das Gesicht von Selenskyj in überdimensionaler Größe erinnert in gewisser Weise an die Wandprojektionen des Großen Bruders in der Verfilmung von George Orwells „1984“. Ebenso der im Anschluss an die Liveschalte folgende Jubelschrei der anwesenden Menschen. Die totalitäre Ästhetik hält immer mehr Einzug in das private wie das öffentliche Leben und lehrt die verbliebenen kritischen Menschen das Gruseln.
Tyrannen im Weißkittel
Totalitäre Systeme haben viele Gesichter, doch alle Erscheinungsformen haben eine Gemeinsamkeit: Sie versuchen ihre jeweilige Ideologie wissenschaftlich zu untermauern.
am Mittwoch, 19. Oktober 2022, 16:00 Uhr von Heinrich Leitner
Wer von Totalitarismus spricht, der kommt an Hannah Arendt und ihrem 1951 erschienenen Buch „The Origins of Totalitarianism“ nicht vorbei. Die deutsche, um einiges erweiterte Ausgabe erschien 1955 mit dem vielleicht genaueren Titel „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“. Hannah Arendt untersucht den Totalitarismus unter drei Perspektiven, die sich auch im Aufbau ihres Buchs spiegeln: Antisemitismus (I), Imperialismus (II) und Totale Herrschaft (III). Antisemitismus und Imperialismus sind weder hinreichende noch notwendige Bedingungen für Totalitarismus: Es kann politische Systeme geben, die nicht antisemitisch sind, aber totalitär, und imperialistische Mächte müssen nicht per se totalitaristisch sein. Auch der dritte Teil von Hannah Arendts Buch zur totalen Herrschaft ist sicher nicht das letzte Wort, das zu diesem Thema gesprochen werden kann. Er ist stark geprägt von den Erfahrungen der Dreißiger und Vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts und bedarf — wie die Autorin im Vorwort zum dritten Teil selbst schreibt — einer Ergänzung durch die neuen politischen Entwicklungen im asiatischen Raum, zum Beispiel in China. Totalitäre Herrschaft kann andere Gesichter zeigen als jene Hitlers und Himmlers oder Stalins und der sowjetischen Säuberungen. Bei Totalitarismus denken die meisten Menschen an Nazideutschland, die stalinistische Sowjetunion oder Nordkorea. Kann es auch totalitäre, demokratische Systeme geben? Darauf versucht die politische Theorie eine Antwort zu geben. Mattias Desmet liefert nun eine Psychologie des Totalitarismus.
Der unerwünschte Frieden
Die USA lehnen das Moskauer Angebot für Friedensgespräche ab — in der gegenwärtigen angespannten Weltlage ist dies hochgefährlich.
am Mittwoch, 19. Oktober 2022, 15:00 Uhr von Caitlin Johnstone
Das diplomatische Schweigen ist tödlich. Und es wird mit jedem Tag gefährlicher, da die zwei größten Atommächte auf diese Weise immer schneller in eine direkte Konfrontation hineinschlittern. Anstatt dass es zu Friedensverhandlungen käme, leugnen die USA die Gesprächsbereitschaft Moskaus und behaupten sogar, Russland würde jedwede Friedensverhandlung ablehnen. Die fehlende Besonnenheit kann in dieser Lage, die zuletzt in der Kuba-Krise so brenzlig war, nur noch als blanker Wahnsinn bezeichnet werden. Der Glockenschlag der Weltuntergangsuhr rückt immer näher.
Der unsichtbare Feind
Die Angst vor einer nicht greifbaren Gefahr bewirkt, dass sich Menschen nur noch mit einer bedrohlichen Außenwelt beschäftigen, statt sich selbst zu vertrauen.
am Mittwoch, 19. Oktober 2022, 14:00 Uhr von Thomas Eblen
Da unser Wahrnehmungsvermögen eingeschränkt ist, sehen wir immer nur einen Bruchteil der Wirklichkeit. Hätten wir das Sehvermögen eines Adlers oder den Geruchssinn eines Hundes, würden wir die Welt völlig anders wahrnehmen. Eben weil wir ahnen, dass da mehr ist, als wir überblicken können, macht uns dies unsicher. Deshalb bilden wir uns manchmal vorschnell ein Urteil oder sind angewiesen auf die Einschätzung anderer. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Wahrnehmung der Menschen unendlich unterschiedlich ist. Aus dieser Unsicherheit heraus werden wir ängstlich und suchen Halt. Wir wollen Gleichgesinnte treffen, die wenigstens halbwegs die eigene Wahrnehmungsweise teilen, zumindest bei einigen Themen. Somit bilden sich Gruppen heraus, und dieses Gruppengefühl gibt den Mitgliedern Stabilität. Doch in unserer Kultur brauchen viele Menschen das nicht Sichtbare, das sie zum Feind erklären können, um das Gruppengefüge zu stabilisieren. Somit sind der Paranoia, dem Kontrollzwang, der Vernichtung ebenjenes unsichtbaren Feindes Tür und Tor geöffnet. Keine Wissenschaft, keine Philosophie, keine Technik kann dies verhindern. Die Filmindustrie nützt diese Unsicherheit, indem sie für diese diffusen Ängste Bilder kreiert. Angefangen beim „Weißen Hai“, über „Alien“ bis hin zu den unerträglichen Endzeitfilmen Hollywoods dienen sie der Angsterzeugung mit Blick auf einen unsichtbaren Feind. Arbeitet die Nachrichtenwelt nicht genauso? Besonders irritierend ist, dass oft sogar die Wissenschaft solche Feindbilder erschafft und weiter anheizt. Durch dieses Training der Paranoia über die Jahrzehnte hinweg gerät unser Gefühlshaushalt völlig durcheinander. Wir vermuten dann den Feind überall. Einzig ein Weltvertrauen, ein Vertrauen dem Menschen gegenüber, eine fast schon naiv zu nennende Einfühlung in die gesellschaftlichen Prozesse können dem entgegenwirken.
Das Tanzbein der Freiheit
Unter dem Titel „Freedom Parade — Tanz um dein Leben!“ präsentiert Captain Future von der Spaßguerilla des Coronaprotests einen Dokumentarfilm über die letzten beiden Jahre.
am Mittwoch, 19. Oktober 2022, 13:00 Uhr von Christoph Lövenich
Sind Tanzen und Singen zu unernst für die politische Auseinandersetzung? Oder entfaltet zur Schau getragene Lebensfreude in Zeiten, in denen sie an starren Coronavorgaben zu zerbrechen droht, nicht erst recht ihre subversive Kraft? Die Freedom Parade um Captain Future hat demonstriert, dass selbst öffentliches Glühweintrinken ziviler Ungehorsam sein kann. In seinem jetzt erschienenen Dokumentarfilm fesselt der Captain alias Michael Bründel die Zuschauer durch kreativen Protest.
Das Blackout-Szenario
Im Rubikon-Exklusivinterview beschreibt der Blackout-Experte Robert Jungnischke, wie real die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls ist und welche Folgen dies für Deutschland hätte.
am Dienstag, 18. Oktober 2022, 17:00 Uhr von Flavio von Witzleben
Die Zeiten werden düster in Deutschland. Neben Energiekrise, Inflation, Ukrainekrieg und Corona wartet eine weitere, dystopische Entwicklung auf die größte Volkswirtschaft Europas: Ein flächendeckender Stromausfall, auch Blackout genannt, steht laut Expertenmeinung unmittelbar bevor. Noch wird — zumindest in den Leitmedien — viel beschwichtigt und relativiert. Ein Blackout sei zwar nicht mehr auszuschließen, ist zu lesen, man habe die Lage, wie bei allen anderen Krisen, aber selbstverständlich im Griff. Während die Strategie der Regierung für den Winter wohl darin besteht, auf warme Temperaturen zu hoffen, haben sich viele Menschen und ebenso Kommunen auf den Ernstfall eines möglichen Blackouts wesentlich besser vorbereitet. Im Rubikon-Exklusivinterview erklärt Robert Jungnischke, wie real die Gefahr tatsächlich ist — und erläutert die fatalen Folgen eines Ausfalls unseres Stromnetzes.
Des einen Leid
Es sind in erster Linie die USA, die von der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines profitieren.
am Dienstag, 18. Oktober 2022, 16:00 Uhr von Christian Kreiß
Bei der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines gab es gleich zweimal einen Knall. Als Erstes den Knall während der Unterwasserdetonation und als Zweites den der Sektkorken in den USA. Dort sitzen jene Profiteure, denen die Zerstörung der Unterwasserröhren neue Gewinne in die Kassen spült. Deutschlands wirtschaftliches Rückgrat in Gestalt des bisher breiten Mittelstands ist nun gebrochen. Profitierte die ehemalige Wirtschaftsmacht zuvor von den günstigen Energielieferungen aus Russland, so ist das Land nun von dieser günstigen Energiezufuhr unwiederbringlich abgeschnitten. Damit ist nun ein Großteil des Mittelstands dem wirtschaftlichen Tod geweiht. Die Finanzmarkt-Aasgeier amerikanischer US-Fonds kreisen bereits über die im Siechtum befindlichen Familienunternehmen, bereit, diese nach ihrer Zahlungsunfähigkeit aufzukaufen. An dieser Beute besteht ein besonderes Interesse, denn unter den mittelständischen Unternehmen befinden sich Betriebe, die in Nischenbereichen „Hidden Champions“ sind und die bislang außerhalb der Reichweite des globalen Finanzmarktes lagen. Angesichts dieser enormen Gewinnchancen wird unter manchen US-Ökonomen gar kein Hehl daraus gemacht, dass die USA die Sprengung in der Ostsee vollzogen haben.
Krieg und Biodiversität
Wasserstoff ist der Schlüssel zur Befreiung der Menschheit aus ihrer Abhängigkeit von Energie. Exklusivabdruck aus „Das Feuer des Wassers“.
am Dienstag, 18. Oktober 2022, 15:00 Uhr von Timm Koch
Der Schlüssel zur Evolution des Menschen — vom Homo erectus bis zum Homo industrialis — heißt Energie. Die Welt von morgen könnte eine Welt sein, in der durch Feuer Wasser entsteht. Wer die Kraft des Windes und der Sonne erntet und in Form von Wasserstoff konserviert, der hält das irdische Perpetuum mobile in den Händen. Mit grünem Wasserstoff lässt sich der komplette Verkehr saubermachen, lässt sich Stahl schmelzen, lassen sich Kunstdünger und Sprengstoff herstellen und Gebäude beheizen. Mit ihm können wir uns aus der energetischen Abhängigkeit aggressiver Staaten wie Russland oder Katar befreien und den gigantischen Umweltsauereien der Fossilenergie ein Ende bereiten. Doch anstatt so schnell wie möglich, auf breiter Front — also auch im Verkehrswesen — die Potenziale des Wasserstoffs zu entfesseln, werden batteriebetriebene Autos als umweltfreundlich verkauft, die mithilfe eines dreckigen Strommixes und unter Verbrauch von seltenen Erden fahren. Anschaulich und faktengesättigt wirft Timm Koch einen hochaktuellen Blick in die Wasserstoffgesellschaft der Zukunft. Er versucht Licht in das Dunkel der verschiedenen Lobbyinteressen zu bringen, die einen solch fundamentalen Wandel naturgemäß begleiten, und benennt dabei sowohl Bremser wie auch Trittbrettfahrer. Exklusivabdruck aus „Das Feuer des Wassers. Wasserstoff jetzt — Die Lösung unseres Energieproblems“.
Das Ende der Doppelmoral
Nicht Russland, sondern der zunehmend immer unglaubwürdiger werdende Westen ist in der Welt isoliert.
am Dienstag, 18. Oktober 2022, 14:00 Uhr von Roberto J. De Lapuente
Endlich mal eine Analyse, die nicht so einfach in Bausch und Bogen der Putinversteherei bezichtigt werden kann. Denn Kai Ambos macht in seinem gestern erschienenen Buch mit dem schlichten Namen „Doppelmoral“ laut und deutlich klar, dass es sich bei der Sonderoperation der russischen Armee in der Ukraine um einen Angriffskrieg, einen enormen Schlag gegen das Völkerrecht handelt. Gleichwohl „darf (dieses Unrecht) nicht blind machen gegenüber den komplexen rechtsstaatlichen Problemen, denen sich (die Ukraine) gegenübersieht. Zu diesen Problemen zählen etwa strukturelle Defizite der Justiz, insbesondere deren mangelnde Unabhängigkeit, und die immer noch grassierende Korruption.“ Diese Missstände heben aber freilich nicht das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung auf. Der Westen könne somit der Ukraine auch nicht vorschreiben, wann sie diese einzustellen habe, „westliche Gesellschaften dürfen und sollten aber sehr wohl diskutieren, ob, in welcher Form und bis wann die Unterstützung der Ukraine (noch) politisch sinnvoll ist“, legt Ambos völkerrechtlich aus. Überhaupt sei aber die Frage zu stellen, ob der „Westen (…) unter der Führung der USA, der EU und der NATO“ einen Anspruch darauf erheben könne, mittels „Ukraine eine regelbasierte Völkerrechtsordnung zu verteidigen“. Das meint Ambos keineswegs im Sinne des üblichen „Whatsaboutism“, also der Aufrechnung von begangenem Unrecht, ganz im Gegenteil: Er legt dar, warum Verfehlungen dieser westlichen Wertegemeinschaft in der Vergangenheit — aber auch heute noch — dazu führten, dass Russland eben nicht derart isoliert ist in der Welt, wie uns das Medien und Politik seit Monaten weismachen wollen.
Flaggen im Wind
Das Berliner Start-up „Support The Current Thing“ produziert die passenden Fahnen für Wohlfühl-Aktivisten.
am Dienstag, 18. Oktober 2022, 13:00 Uhr von Nicolas Riedl
Der politische Wind wechselt schnell seine Richtung. Teilweise so schnell, dass man gar nicht hinterherkommt, den Hals zu wenden. Wie soll man in diesem Gesinnungsstrudel noch den Überblick behalten? Ein neu gegründetes Start-up aus Berlin verschafft hier Abhilfe. „Support The Current Thing“ heißt das junge Unternehmen, welches von den beiden Medienpädagogik-Studienabbrechern Malte und Dorothea-Sophie gegründet wurde. Inspiriert durch eine Facebook-Funktion, die es ermöglicht, das Profilbild mit einem politischen Statement zu zieren, übertrugen sie diese Form des Statement-Setzens auf die analoge Welt. Wer ein Abonnement bei „Support The Current Thing“ abschließt, bekommt rechtzeitig die für jeden tugendbewussten Menschen zu hissende Flagge per klimaneutralem Expressversand zugestellt. Die Satire-Quickie-Redaktion besuchte die aufstrebenden Weltverbesserer in ihrem kleinen Firmensitz in Berlin-Kreuzberg.
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